Rapida 106-Spezialmaschine zum 100. Jubiläum von Richard Bretschneider

Mit Veredelungs-Boliden ins zweite Jahrhundert

Am 20. September feierte der Verpackungs- und Veredelungsspezialist Richard Bretschneider in Braunschweig zusammen mit Kunden und Lieferanten sein 100. Firmenjubiläum. Dabei galt es, den Aufbruch in das nächste Jahrhundert der Firmengeschichte einzuläuten: mit zukunftsorientierter Technik, neuem Entwicklungszentrum, Innovationen in Automatisierung und Robotik.



Vision von Bretschneider war es bereits vor einigen Jahren, eine Edelschmiede im Bereich der Produktion aufwendiger und hoch veredelter Verpackungen zu sein und diese industriell zu fertigen. Damit positioniert sich das Unternehmen bewusst zwischen den großen Verpackungsgruppen auf der einen Seite und Manufakturen auf der anderen. Schon heute entstehen bei Bretschneider ganz besondere Verpackungen – Faltschachteln und Mailings mit Sonderkonstruktionen, Geschenksets, Adventskalender sowie Displays – für Beauty-, Food- und Nonfood-Produkte sowie den Bereich Automotive.


Innovative Veredelungsverfahren

Pünktlich zum Jubiläum nahm eine Rapida 106 die Produktion auf. Mit sechs Druckwerken, Lackturm, Zwischentrocknung, je einem weiteren Druck- und Lackturm, Auslageverlängerung und Stapellogistik unterscheidet sie sich deutlich von Technik, die andere Verpackungsdrucker einsetzen. Wolfram Zehnle, Geschäftsführer des Unternehmens, erläutert: „Wir wollen noch variabler in der Veredelung werden.“ Zu den klassischen Doppellack-Anwendungen kommen innovative Verfahren, mit denen sich Bretschneider abhebt und weiterentwickelt.

Geschäftsführer Wolfram Zehnle zeigt eines der aufwendig gestalteten und veredelten Produkte, die zum Alltag des Unternehmens gehören


Die Entscheidung für die umfangreiche Investition in neue Technologien basiert auch auf den steigenden Kundenansprüchen und -bedürfnissen. So ist allein ein neunköpfiges Team inhouse mit der Produktentwicklung beschäftigt. Sie konstruieren vielfältigste Verpackungen, die dann später in der Fertigung maschinell hergestellt werden. Die Kunden von Bretschneider erwarten eine intensive fachliche Beratung unter Einbeziehung der neuesten Veredelungstechnologien. Anhand von 3D-PDFs, 3D-Renderings oder letztendlich der Weißmuster treffen sie ihre Entscheidung für ihre neuen Verpackungen. In einem Zeitraum von 3,5 Monaten entwickelten die Fachleute von Bretschneider beispielsweise für einen Kosmetikhersteller Verpackungen für 130 unterschiedliche Produkte und produzierten sie in den entsprechenden Serien mit UV-Spotlackeffekten und Prägungen.


Logistik-Ausstattung am Anleger der Rapida 106



„Drucktests sehr ernst genommen“

Bevor die Entscheidung zugunsten der Rapida 106 fiel, fanden Drucktests bei zwei Herstellern statt. Koenig & Bauer punktete mit hohen Leistungen, geringer Makulatur und durchgängiger hoher Qualität. „Die haben unsere Tests sehr ernst genommen“, lobt Zehnle. Wichtig waren ihm, den weiteren Entscheidern sowie auch den Druckern, schnelle Farbwechsel, paralleles Waschen bzw. das Waschen nicht produzierender Farbwerke während des Drucks, schnelle Rasterwalzenwechsel, hohe Flexibilität hinsichtlich der UV-Trocknung, Inline-Farbregelung sowie eine hohe Produktionsleistung.


Man spürt es, die Drucker haben richtig Lust auf die neue Technik mit all ihrer Automatisierung. Sobald die Rapida 106 die Produktion der beiden Vorgängermaschinen übernimmt, werden diese abgebaut. Trotz Einmaschinenkonzept verspricht sich das Unternehmen zusätzliche Kapazität. Durch Halbierung der Rüstzeiten sowie höhere Leistung laufen die Jobs der bisherigen Maschinen in zwei Schichten. Eine dritte bietet Kapazität für neue Projekte. Das ist auch erforderlich, denn überall wird nach Alternativen aus Pappe zu bisher eingesetzter Mischproduktion gesucht. Dies hat beim Kunden häufig sogar Priorität vor dem Preis, so die Erfahrung der Braunschweiger Verpackungsspezialisten.


Maschinenbedienung und Chargenverfolgung, die besonders bei der Produktion von Food-Verpackungen erforderlich ist, sollen sich künftig weiter vereinfachen. Schon bald halten mit der ErgoTronicApp (mobiler Leitstand) sowie der ProductionApp (Chargenverfolgung und Lagerhaltung) moderne Bedienphilosophien via Smartphone Einzug.



Enormes Kapital: Mehr als 4.500 Stanzwerkzeuge sind in einem automatischen Lager jederzeit für die Produktion verfügbar


Umfassende Prozessautomatisierung

Zum Jubiläum setzte Bretschneider eine weitgehende Prozessautomatisierung über den Druck hinaus um. Faltschachteln und Mailings füllt eine automatisierte Packeinheit platzoptimiert in Kartons. Im Anschluss kümmert sich ein Palettierroboter um das Verschließen, Etikettieren, Palettieren und den Abtransport der verpackten Ware. Eine weitere voll automatisierte Fertigungsstraße mit aktuellster Robotertechnik bietet neue Leistungsdimensionen beim Co-Packing. Bis zu 30.000 Artikel pro Stunde bei paralleler optischer Inline-Qualitätssicherung packt das voll automatisierte Konfektioniersystem.


Dass umfassender Service rund um die Verpackung mehr ist als Drucken, Stanzen und Kleben verdeutlicht die räumliche Ausdehnung der unterschiedlichen Bereiche. Während die maschinelle Fertigung in drei Schichten auf rund 6.000 m² erfolgt, ist die Fläche für Konfektionierung und Logistik doppelt so groß. 8.000 Palettenstellplätze bietet das Werk selbst. Sie lassen sich bei Bedarf um Flächen der Streiff-Gruppe, der Muttergesellschaft von Richard Bretschneider, ergänzen.



Interessante Website:

www.bretschneider.de

Im aufwendig gestalteten Entwicklungszentrum produzieren Schneidplotter Muster für neue Verpackungslösungen. Bis zu 3,20 Metern beträgt ihre Arbeitsbreite


Martin Dänhardt

Hintergrundfoto: Stefan Schulz und seine Druckerkollegen haben an der Entscheidung für die mit umfangreiche Veredelungsmöglichkeiten ausgestattete Rapida 106 mitgewirkt