Komplexe Bundeswehr-Ausschreibung gewonnen

Rapida-Duo für die Kartenprofis der Bundeswehr

„Was das Schießpulver für den Krieg war, ist die Druckerpresse für den Geist“, hat der 1884 verstorbene US-Politiker Wendell Phillips mal gesagt. Da wundert es nicht, wenn auch die Bundeswehr über solche „Waffen“ verfügt.



In der aufwendig renovierten und erneuerten Druckerei des Zentrums für Geoinformationswesen der Bundeswehr – kurz ZGeoBw – in der Euskirchener Mercator-Kaserne produzieren gleich zwei hochmoderne Rapida 105 PRO, eine in Vierfarben-, die andere in Fünffarben-Konfiguration, die dort im Dezember 2018 ihren Betrieb aufnahmen. Es sind die größten Druckmaschinen innerhalb der Bundeswehr.

Was lange währte, hat sich am Ende bewährt: Drucker Patrick Stümer, sein Chef Wolfram Schiffer, Ralf Engels (Vertrieb Bogenoffset Heinrich Steuber), Hauptmann Tim Bollig und Dezernatsleiter Alfons Venker-Metarp (von links) freuen sich über ein gelungenes Projekt


Von jedem Fleck der Erde

Der Geoinformationsdienst ist fast so alt wie die Bundeswehr selbst und wurde kurz nach deren Gründung im Jahr 1956 in Bad Godesberg ins Leben gerufen. Seine Aufgabe gehört zu den wichtigsten unterstützenden Dienstleistungen innerhalb der Armee: Er versorgt die Soldaten nahezu aller Waffengattungen und Dienststellen der Bundeswehr mit Landkarten und Satellitenfotos von jedem Fleck der Erde, von Übersichtskarten für Stabsstellen bis hin zu Spezialkarten für Kampfpiloten und das Heer. Darüber hinaus beliefert die Druckerei auch die Partnerarmeen in der NATO sowie verschiedene Vermessungsämter und stellt bei Bedarf auch landeskundliche Unterlagen, Broschüren, Plakate und Poster her.


Die Karten werden in Auflagen zwischen 500 und 25.000 Stück produziert. Versand und Einlagerung geschehen in Form von Planobögen. Eine eigene Weiterverarbeitung von großformatigen Drucken in hohen Auflagen hat die Druckerei bis auf den Zuschnitt nicht. Nachdem es anfangs mehrere Produktionsstandorte gab, wurden diese 1985 mit dem Umzug nach Euskirchen zusammengelegt.

Europaweite Ausschreibung

Die Bundeswehr wäre nicht die Bundeswehr, würde sie nicht auch die Investition in neue Drucktechnik generalstabsmäßig planen. So war bereits bei der Anschaffung der vorherigen Druckmaschinen – ebenfalls zwei Vierfarben-Rapida 105 – in den Jahren 2001 und 2003 mit einer Nutzungsdauer von ca. 15 Jahren kalkuliert worden. Entsprechend lief 2015 ein umfangreiches, europaweites Ausschreibungsverfahren an.


„Wir waren dabei nicht auf einen Hersteller festgelegt“, sagt Hauptmann Tim Bollig, bevollmächtigter Vertreter des Organisationsbereichs Cyber und Informationsraum (CIR). Zwei Hersteller beteiligten sich an der Ausschreibung und wurden daraufhin von Bundeswehr-Vertretern besucht, die vor Ort jeweils identische Druckdaten, Farben und Papier für Testdrucke verwendeten. Bollig: „Wir wollten auf diese Weise sicherstellen, dass die Ergebnisse vergleichbar sind. Bei der Beschaffung sollte das wirtschaftlichste und technisch beste Angebot zum Zuge kommen.“


Tausende verschiedene Karten liegen im Lager des ZGeoBw auf Abruf bereit. Darunter befinden sich zivile Karten ebenso wie präzises militärisches Material von beinahe jeder Weltgegend


Präzision gefordert

Und wie sich zeigen sollte, auch das flexibelste. Denn die Beschaffung fiel in die Phase der baulichen Sanierung der Druckerei, zu der auch eine neue Klimatisierung und Belüftung gehörte – mithin also in einen von permanenten Änderungen geprägten Zeitraum. Diese Flexibilität verhalf dem Angebot des Koenig & Bauer-Vertragspartners Heinrich Steuber in Mönchengladbach zum Erfolg. Natürlich spielten auch technische Kriterien eine wichtige Rolle bei der Auswahl: „Auf den Land und Fliegerkarten befinden sich viele sehr feine Linien in unterschiedlichen Farben“, erläutert Druckereileiter Wolfram Schiffer, der ebenso wie alle zwölf Mitarbeiter Zivilist ist. „Diese Haarlinien erfordern eine äußerst präzise Farb- und Passerführung in der Maschine.“ Schiffer lobt auch die sehr kurzen Rüstzeiten und die sehr geringe Makulatur beim Einrichten der beiden Rapidas.


Auf die Frage, warum die Bundeswehr diese Druckaufträge nicht an andere Druckereien vergibt, antwortet er: „Weil wir günstiger, unabhängig und immer verfügbar sind.“ Nach dem Umbau der Druckerei im laufenden Betrieb konnte der Standort im Oktober 2018 für die Installation der beiden Rapidas freigegeben werden – bis dahin waren sie bei Koenig & Bauer eingelagert worden.

Am offenen Herzen

Letzte Renovierungsarbeiten wurden sogar noch nach dem Aufbau der Maschinen durchgeführt. ZGeoBw-Dezernatsleiter Alfons Venker-Metarp: „Das war praktisch eine Operation am offenen Herzen. Steuber hat uns über diese Zeit hinweg sehr gut durch alle Widrigkeiten begleitet.“ Die technische Abnahme durch einen Gutachter des Bundesverbandes Druck und Medien sowie die Einweisung der Bediener erfolgte dann im Dezember 2018. Im Januar 2019 wurde durch einen weiteren Anbieter zudem noch ein neuer, schneller Druckplattenbelichter installiert, der einen kompletten Plattensatz innerhalb von zehn Minuten bereitstellt.

Andreas Tietz

Rückfragen:

Martin Dänhardt




Hintergrundfoto: Blitzsauber sieht es in der frisch renovierten und komplett neu ausgestatteten Druckerei in der Mercator-Kaserne in Euskirchen aus. Von hier aus versorgt das ZGeoBw das Militär ebenso wie zivile Behörden mit hochwertigem Kartenmaterial in vielen verschiedenen Varianten.
Foto: ZGeoBw